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Jenke Nordalm
Johannesstr.20
70176 Stuttgart

Into the Little Hill

Oper von George Benjamin mit einem Libretto von Martin Crimp

Junge Oper Stuttgart. Premiere 11.06.2015

Musikalische Leitung: Nicholas Kok 

Inszenierung: Jenke Nordalm

Bühne und Kostüm: Vesna Hiltmann

Choreografische Mitarbeit: Christine Chu 

Mit: Julienne Pfeil, Marie-Pierre Roy, Nadia Steinhardt

 

Pressestimmen

Ein sagenhafter Stoff fürs Musiktheater: "Into the Little Hill" heißt die expressive, nur 45-minütige Oper des Messiaen-Schülers George Benjamin und des Dramatikers Martin Crimp. Zwei Sängerinnen teilen sich alle Rollen, vom rattenhassenden Volk bis zum Rattenfänger. Das fordert das Publikum. Aber klar: da passiert etwas in einer Ausnahmesituation. Marie-Pierre Roy (Sopran) und Nadia Steinhardt (Alt) singen in extremer Lage, in schrillster Höhe und böse tief, und das tun sie grandios. Sowieso garantiert die Junge Oper hohes Niveau: Nicholas Kok dirigiert das kleine Orchester, das als modern verstörende, ungewöhnlich instrumentierte Klangquelle (von der Bassflöte bis zum Cymbal) im Bühnen-"Berg" sitzt. Klug vermittelt Regisseurin Jenke Nordalm diese Oper einem jungen Publikum: eine Erzählerin (Julienne Pfeil) schildert in einem Prolog die Sage, führt hin zur dann abstrakt-emotionalen Auseinandersetzung mit dem Stoff. Großer Beifall.

Südwest Presse 13. Juni 15 

 

 

George Benjamins Kurzoper "Into the Little Hill" ist die perfekte Miniatur, spannend, verstörend, dicht gewoben und weit über das alte deutsche Märchen hinausweisend, das sie sich zum Sujet genommen hat. Der "Rattenfänger von Hameln" wird hier zur gleichnishaften Anklage gegen die Verfolgung von Außenseitern und Schwächeren, macht die hartnäckig fragenden Kinder zum Anwalt der Ausgestoßenen. Wenn die Neuinszenierung an der Stuttgarter Jungen Oper im Kammertheater ein wenig zu sehr nach der politischen Wirkung der Fabel bei den Erwachsenen schielt, so macht sie das allemal wett durch die grandiose Idee, die geraubten Kinder wirklich auf die Bühne zu bringen... In einem der beiden riesigen Kulissenteile sitzt das Orchester, das andere enthüllt beim Herumdrehen ein buntes Kinderzimmer; beide werden von 18 Kindern bewegt, die hier sozusagen die Geschichte in der Hand haben. Sie verwandeln die Figuren, ziehen ihnen Kostüme an, sind mit grauen Flecken im Gesicht Ratten und Kinder zugleich, jubeln als Cheerleader für den Minister und schuften am Schluss im "Little Hill", wohin sie der Rattenfänger gebracht hat. Der großartige Bewegungschor von etwa Zehn- bis Zwölfjährigen zeigt sehr bedrückend die Unschuld der Kinder - und die der verjagten Ratten, die vom Libretto recht deutlich mit den deportierten Juden der Nazi-Zeit identifiziert werden.

Eßlinger Zeitung 13. Juni 15 

 

 

Die Inszenierung von Jenke Nordalm ist in jedem Fall ein großer Wurf, denn es gelingt ihr, vor allem die Kinder in die komplizierte Partitur einzubinden...Die beiden genialen Sängerinnen verkörpern hier sämtliche Partien des wertvollen, einfallsreichen Werkes - vom geheimnisvollen Rattenfänger über die vom Erfolg besessene Ministerfamilie bis zur rattenhassenden Volksmasse und den Erzählern. Die feinen Schattierungen zwischen Schuld, Notwendigkeit, Lüge und Wahrheit werden intensiv untersucht... Die Ausstattung von Vesna Hiltmann spielt virtuos mit verschiedenen Stilmitteln - von Hausfassaden bis hin zu einer seltsam pendelnden Glasplatte, einer Art Zeitsymbol. Die Schauspielerin Julienne Pfeil schildert mit großer körperlicher Ausdruckskraft in einem Prolog das ungeklärte Verschwinden der 130 Hamelner Kinder. Ein Denkprozess wird hier vor allem musikalisch in äusserst aufregender Weise in Gang gesetzt. Fragende, staunende und urteilende Kinder verschieben wiederholt die Gestelle. Sie sprengen die Weltsichten der Erwachsenen auf unberechenbare Weise... In der extremen Verknappung auf acht Bilder kommt es zu schlaglichtartigen Situationen. Die Figuren befinden sich in Ausnahmezuständen. In der Beschränkung auf eine Sopranistin und eine Altistin ergeben sich großartige Freiräume, deren Radius sich immer mehr zu erweitern scheint... Und jede Figur hat einen ganz eigenen musikalischen Charakter und Tonfall. Auffallend sind die enormen Intervallsprünge der beiden Sängerinnen -bis hin zu ganz extremen Spitzentönen. Eine metallisch geprägte Welt wird heraufbeschworen. Das Kind des Ministers insistiert in kurzen, abgehackten Phrasen. Das Schreien der Rattenmutter wird plötzlich eins mit seinem eigenen Schluchzen. Da scheint auf einmal die Welt still zu stehen. Die Kinder leben ihre Tanzwut mit wirbelndem Glitzerschmuck aus... Für alle Beteiligte gab es Riesenjubel. 

Online Merker 12. Juni 15