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Jenke Nordalm
Johannesstr.20
70176 Stuttgart

Irgendwie Anders

Musiktheater von Juliane Klein

Junge Oper Stuttgart. Premiere 02.12.2012 

Inszenierung: Jenke Nordalm

Bühne: Leonie Mohr

Musikalische Leitung und Klavier: Jürgen Kruse

Dramaturgie: Barbara Tacchini 

Musiktheaterpädagogik: Christoph Sökler 

Video: Thiemo Hehl 

 

Pressestimmen

Jeder Mensch ist anders. Aber wer gibt das schon zu, wer wagt es, seine Besonderheit offen zu leben, und wer setzt für sie seine gesellschaftliche Anerkennung aufs Spiel? Wer sich anpasst, hat schneller Erfolg. Ob er aber wirklich glücklicher ist? Komponistin Juliane Klein hat aus dem Kinderbuch "Irgendwie anders" eine Spielvorlage für das Musiktheater gemacht, und bei der Jungen Oper Stuttgart wurde aus dieser Vorlage das erste "Intergenerationen-Projekt". 17 Menschen zwischen 7 und 82 Jahren sind auf der Bühne des Kammertheaters. Zwischen den Nummern des Stücks (für Klavier solo, Sprecher und Chor) führen sie vor, was sie in gemeinsamen Improvisationen erarbeitet haben. Die Musik wechselt zwischen Geräuschen (Klaviersaiten werden mit Schlägern traktiert, Haushaltsgeräte lärmen) und freien, nachromantischen Klängen. Musical-Elemente gibt es auch, vor allem am Schluss. Dann haben all jene Gegensätze, die sich zuvor abstießen, zu friedlichen Pärchen zusammengefunden: Eine Taucherin und ein Fisch sitzen am Toy Piano, ein kleiner Engel hilft dem großen Teufel am Klavier, ein Küchenquirl und Vivaldis "Frühling" aus einer Spieldose ergänzen sich und irgendwie ist jenes andere, das dem raschen, differenzierten Rollenwechselspiel zuvor Eigenart verlieh, plötzlich zerflossen. 

Stuttgarter Nachrichten 4. Dezember 12

 

"Irgendwie anders" zu sein, weil man eine hässliche Mütze trägt, weil man lieber Klavier übt, als Fußball zu spielen, oder weil man einer anderen Kultur entstammt, schmerzt, wenn man dafür ausgegrenzt wird. Ob in der Schule, in der Nachbarschaft oder am Arbeitsplatz. Aber lohnt es sich wirklich, sein Anderssein aufzugeben und sich anzupassen? Etwa lieber zu schweigen, zuzuhören und allem zuzustimmen statt seine eigene Meinung zu äußern? Wie reagiert man, wenn einem plötzlich eine Masse aus schwarzbebrillten und dunkle Pollunder tragenden Menschen egtgegenschreit: "Du gehörst nicht hierher!"? Und was fühlt man, wenn Kommunikationsversuche ständig scheitern? Die 17 Stuttgarterinnen und Stuttgarter zwischen 7 und 82 Jahren sprechen im Chor, um die Gewalt der anonymen, ausgrenzenden Masse darzustellen, singen schön sentimentale Musicaltöne, wenn es um die Utopie einer harmonischen  Gemeinschaft geht. Dazwischen experimentieren alle gemeinsam mit Klängen, wobei auch Haushaltsgeräte wie Mixer, Staubsauger und Fön zum Einsatz kommen. Besonders schön setzen sich die drei Spielzeugklaviere in Szene, wenn sie sich pingpongartig Klänge zuwerfen und dabei auch den großen Flügel einbeziehen. Im Bühnenbild von Leonie Mohr aus verschachtelten Podesten spiegeln sich auf Papierplanen die Videoprojektionen von menschlichen Antlitzen aller Generationen wider, dann wieder dienen sie aus Fenster für Schattenspiele, in denen die Sehnsucht nach der Gemeinschaft ihren Ausdruck findet.

Cannstatter Zeitung 6. Dezember 12