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Jenke Nordalm
Johannesstr.20
70176 Stuttgart

Die Stützen der Gesellschaft

Henrik Ibsen. In einer Bearbeitung von Kai Schubert

Landestheater Tübingen. Premiere 14.04.2012

Inszenierung: Jenke Nordalm

Bühne und Kostüme: Jelena Nagorni

Musik: Jojo Büld 

Mit: Raffaele Bonazza, Marion Bordat, Martin Maria Eschenbach, Jessica Higgins, David Liske, Nadia Migdal, Valerie Oberhof, Julienne Pfeil, Christian Beppo Peters, Gotthard Sinn, Philip Wilhelmi, Robin Backhaus, Martin Pejic

 

Trailer

 

Pressestimmen

"Das Leben ist Kampf": Das LTT zeigt Henrik ibsens Klüngel-Satire "Die Stützen der Gesellschaft" - und zwar in einer upgegradeten Fassung von Kai Schubert. Fazit: rasant, unterhaltsam und treffend. Wenn einer über seine Machtgier, Eitelkeit, Gewinnsucht und seinen Größenwahnsinn stolpert, dann freut sich der Mob. Und über diese Schadenfreude funktioniert auch Henrik Ibsens zeitlose Amigo-Komödie... Von den Klischees und Phrasen im Stück hätten sich selbst Wulff und Guttemberg noch ein Scheibchen abschneiden können. Und dass sich die Protagonisten im Stück ausgerechnet an einem unsozialen Bahnhofsprojekt verspekulieren, könnte auch in der heutigen Realität passieren. Jedenfalls werden Ibsens Leistungsträger auch in Kai Schuberts modernisierter Fassung recht unschön vorgeführt. Und während ein ebenfalls korrupter "Kommunitarismus"-Philosoph beim Damenkränzchen von Moral und Gemeinsinn predigt, überlegen die skrupellosen Wirtschafts-Praktiker, wie sie die Allgemeinheit ohne Image-Schaden noch effizienter aussaugen können. Bühnenbildnerin Jelena Nagorni steckt die heuchlerische Fabrikanten-Clique in ein überdimensioniertes Büro mit gesteppter Dämm-Wand. Und damit in ein geschlossenes System,, das sich nach und nach ganz metaphorisch in seine Einzelteile auflöst, um zum betont kitschigen Ende wieder zusammengefügt zu werden. Regisseurin Jenke Nordalm lässt das Stück ohne viel Extras und sehr flott runterspielen. Die Schauspieler geben ihren typisierten Figuren angenehm unübertrieben jeweils das gewisse Etwas...Wie alle andern hatten auch sie früher andere Vorstellungen vom Leben. Denn das ist es ja auch wieder: Da beuten die Leistungsträger die Anderen aus und sind dann trotzdem nicht glücklich...Dem "Schweinesystem" kann eben keiner entkommen. Auch nicht die sonst so hochgejubelten Ibsen-Frauen.

Reutlinger Nachrichten 16. April 12 

 

Die Theater ringen öfters mit der Fassung bei Ibsen, dem Chronisten bürgerlicher Familienverhältnisse und -verhängnisse. Damit seine Stücke nicht zu sehr aus der Zeit ins Nichts fallen, muss man sie gelegentlich neu bearbeiten und einem rigorosen Aktualitäts-Check unterziehen...Jenke Nordalm hat sich für die LTT-Inszenierung des selten gespielten frühen Gesellschaftsdramas die Vorlage gleich "überschreiben" lassen, wie sie sagt. Autor Kai Schubert schüttelt mit seiner Neufassung tatsächlich den Staub aus einem Stück, das der Kritiker Alfred Kerr bereis 1925 als "veraltet" verwarf. Schubert hat es nun überzeugend sprachlich aufgefrischt und aufgemischt, neu untermauert und rundumerneuert...In nicht mal zwei Stunden ohne Pause arbeiten sie sich samt und sonders an ibsens umfangreichem Lebenslügenprogramm ab, und das spannend und abwechslungsreich. Denn Jenke Nordalm hat, wie schon in "Paradies" und "Wer hat Angst vor Virginia Woolf?", offenbar wieder gut und genau miti dem LTT-Ensemble gearbeitet...Und dann diese Bühne. Jelena Nagorni hat einen gedämmten Raum konstruiert, halb Gummizelle und halb Schutzhülle. Ein sprechendes, starkes Bühnenbild. Denn dort tun sich allmählich einige Türchen, Fächer, Luken und Schubladen auf, bis die Sicherheitsfassade sich nahezu komplett auflöst und von den Handelnden erst wieder notdürftig zusammengefügt werden muss...Viel Applaus.

Schwäbisches Tagblatt 16. April 12 

 

Es gibt viele Wege, sich einem Klassiker zu nähern. Das LTT hat sich im Falle von Henrik Ibsens erstem großen Gesellschaftsdrama "Die Stützen der Gesellschaft" für eine Überschreibung entschieden. Kai Schubert hat das Stück behutsam an die heutige Zeit angepasst, im Kern allerdings Ibsens Dramaturgie, die Figurenkonstellation und auch die Qualität der Sprache erhalten. 135 Jahre nach seiner Entstehung wirkt das Stück damit frischer und aktueller denn je...Jenke Nordalms temporeiche, schlank gehaltene und im Zweifel dem Wort verpflichtete Inszenierung funktioniert vor allem als brillantes Schauspielertheater. Da ist nichts aufgesetzt oder überfrachtet, weder die sachlich gehaltene Bühne noch die mit Spieluhrklängen und Zersetzungsgeräuschen arbeitende Musik von Jojo Büld drängen sich in den Vordergrund. Die Darsteller spielen intensiv und ungekünstelt, was die Moral heuchelnden und Eigennutz praktizierenden Figuren - vor allem die Männer - umso erschreckender macht. Die Frauen, die ... insgeheim vom "richtigen" Leben träumen, einem Anderswo, wirken da meist nur wie Spielbälle. Bis in die Ehen hinein regiert die Nutzenmaximierung. Liebe stört da nur, solange sie nicht zur Fassade passt oder den Geldbeutel schmälert. Glücklich scheint dieser Kodex niemanden zu machen, eher gereizt...Das Team auf wie hinter der Bühne wurde am Ende mit Applaus überschüttet.

Reutlinger General-Anzeiger 16. April 12