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Jenke Nordalm
Johannesstr.20
70176 Stuttgart

Antigone

Sophokles

Deutsches Theater Göttingen, Premiere 23.04.2005

Regie und Ausstattung: Kranz/Nordalm

Mit: Gaby Dey, Ingrid Domann, Doreen Fietz, Johannes Granzer, Gustav Gromer, Johannes Nehlsen, Valerie Oberhof, Manfred Paethe

Pressestimmen

„Antigone ist eine große schöne junge Frau im engen schwarzen Abendkleid, ihr Widersacher Kreon ein mafioser Mario-Adorf-Verschnitt, Teiresias, der Seher, eine Frau im Straßenkostüm. Der Hofstaat trägt Anzug, der Chor ist abgeschafft. Was Daniela Kranz und Jenke Nordalm, die gemeinsam für Inszenierung, Bühne und Kostüme verantwortlich zeichnen, im Deutschen Theater Göttingen vorführen, ist eine optisch provozierende, moderne anderthalbstündige Fassung von Sophokles’ antikem Drama. Nicht nur die geradezu aufdringliche Verwendung des schwarz-rot-goldenen Farbschemas in Vorhängen und Kleidern bis hin zu Kreons Krawatte, verweist auf die Bildwelt von heute. Auch die Übersetzung von Peter Krumme beschwört die Gegenwart...So wird die Aufmerksamkeit ungeteilt auf den wuchtigen Tragödienstoff gelenkt...Auf der Bühne selbst wird dagegen gerade die Zeitlosigkeit dieser Konstellation bewusst gemacht. Im Kubus als strenger Grundform des Bühnenbilds läuft der unerbittliche Kampf zwischen zynischer Machtpolitik und religiös grundierter humanistischer Überzeugung ab...Diese Antigone, die Doreen Fietz geradlinig und fast emotionslos starr spielt, ist eine starke Figur, die nicht nur die göttliche Weltordnung auf ihrer Seite hat, sondern nach und nach auch die anderen Akteure dieses Schicksalsdramas überzeugt. Angefangen von der zögerlichen Schwester... über... Eurydike...bis zum Wächter... und Boten..., die in scheinbar spontan formierten Kleingruppen Texte des „Chors“, der Stimme des Volkes übernehmen...Aus dem Konflikt zwischen Despotie und dem inneren Widerstand, den die wahre Humanität bewirkt, gibt es keinen Ausweg als das Selbstopfer. Anhaltender Beifall für eine dichte und in sich stimmige Inszenierung.“
Hessische Niedersächsische Allgemeine, Kassel, 25. April 2005


...Klingt klassisch, muss aber nicht so umgesetzt werden. Das hat das Regisseur-Team Daniela Kranz und Jenke Nordalm bewiesen. Sie haben den Stoff auf die zwischenmenschlichen Auseinandersetzungen, auf das Ringen um Recht reduziert und damit den Kern des Stückes freigelegt. Gilt das Staatsrecht, das Kreon anwendet, wenn er dem Angreifer die letzte Ehre verweigert? Oder steht Antigones Menschenrecht darüber, das auch einem Übeltäter die letzte Ruhe nicht verweigert? Rund 90 Minuten streiten sie in einem schwarzen Kubus, dass die Fetzen fliegen, aber eben nur mit Worten. So unfähig, sich in ihren Standpunkten zu bewegen, so bewegungslos lassen Kranz/Nordalm bisweilen die Schauspieler erstarren. Ohne Ablenkung durch Schwerterklirren oder dramatische Trauer neben Gestorbenen können die Zuschauer dem wunderbar klaren, zeitlosen Text folgen und die ausgetauschten Argumente abwägen. Ein Segen, dass Kranz und Nordalm ein diesem Kammerspiel entsprechendes Bühnenbild entworfen haben. Der aus Quadraten zusammengesetzte Kubus schafft einen überschaubaren, konzentrierten Raum...Das Ensemble...zeigt bis in die kleineren Rollen hinein eine starke Leistung, wiederum ermöglicht durch die Regisseurinnen, die den ursprünglich vorgesehenen Chor individualisiert und damit aufgewertet haben. Da agiert nicht mehr das Volk als gesichtslose Masse sondern Menschen mit Überzeugung oder eigenem Drama. Dass die Inszenierung polarisieren wird, zeigten schließlich Zuschauerreaktionen. Während ein Besucher mit Gefolge noch während der Aufführung lautstark den Saal verließ, feierten die verbliebenen Zuschauer im nahezu ausverkauften Großem Haus die Premiere begeistert.“
Göttinger Tageblatt, 25. April 2005